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Medizinische Fakultät

Zum Meeting an den Strand

02.03.2021

Weil in Coronazeiten Treffen im Büro nicht möglich sind, haben die Mitglieder des Centers for Computational and Theoretical Biology ihre Räume digital nachgebaut. Dort treffen sie sich jetzt für Besprechungen – und zum Spielen.

Mittagspause alleine im Homeoffice - wie langweilig. Deshalb trifft sich das Team des CCTBs mittags in seinen virtuellen Räumen am großen Tisch.
Mittagspause alleine im Homeoffice - wie langweilig. Deshalb trifft sich das Team des CCTBs mittags in seinen virtuellen Räumen am großen Tisch. (Bild: Gunnar Bartsch / Uni Würzburg)

Ein Meeting am Strand? Ein kurzes Gespräch an der Bar? Oder doch gemeinsam abhängen auf der Dachterrasse? Wenn die Mitglieder des Centers for Computational and Theoretical Biology (CCTB) der Universität Würzburg sich treffen wollen, stehen ihnen viele Möglichkeiten zur Verfügung. Nein, das Team ist nicht vor Corona auf eine Insel im Südpazifik geflohen. Die computeraffinen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen vielmehr die Möglichkeiten, die ihnen die digitale Welt bietet – genauer gesagt: das Online-Konferenztool „gather.town“.

„Wir müssen glücklicherweise nicht ins Labor und können sehr gut von zu Hause aus arbeiten. Der Lockdown und die Kontaktbeschränkungen erschweren unsere Forschung somit nur wenig“, sagt Arthur Korte, Juniorprofessor für evolutionäre Genomik am CCTB. Trotzdem habe das Team sehr schnell gemerkt: Am Rechner sitzen und arbeiten ist nicht alles. „Es fehlen die Interaktion mit Kolleginnen und Kollegen, der soziale Kontakt, das kurze Gespräch beim Kaffeetrinken oder die ausführliche Unterhaltung beim gemeinsamen Mittagessen.“

Mit dem Avatar in den Seminarraum

Die Lösung für das Problem: Korte und die Doktorandin Anne Lewerentz haben mit Hilfe des Tools gather.town im Internet ein zweites CCTB nachgebaut, das den Vergleich mit den realen Räumen im Klara-Oppenheimer-Weg auf dem Campus Hubland-Nord nicht scheuen muss. Zugegeben: Die Optik erinnert mit seiner groben Pixeligkeit stark an Computerspiele der 1990er-Jahre. „Gerade das hat allerdings den meisten Besucherinnen und Besucher gefallen, als wir im vergangenen Dezember zum ersten Mal zur Weihnachtsfeier eingeladen hatten“, so Korte.

Neben Bar, Strand und Dachterrasse hat das digitale CCTB jede Menge Räume im Angebot, die deutlich mehr nach Arbeit aussehen – angefangen bei privaten Arbeitsplätzen über Besprechungsräume für kleine Runden bis zum großen Seminarraum. Wer sich dort per Pfeiltaste auf der Computertastatur mit seinem Avatar auf Wanderschaft begibt, begegnet unterwegs vielen Kolleginnen und Kollegen und kann das Gespräch mit ihnen beginnen. „Früher bin ich gerne in die Kaffeeküche gegangen, wenn ich bei einem Problem nicht weiterkam, und habe dort mit den Anwesenden ein kurzes Brainstorming gemacht. Das hat häufig geholfen“, sagt Korte. In gather.town kann er nun seinen Avatar in Gang setzen und das Gespräch starten.

Diskussionen an der Posterwand

Der Clou des Programms: Auch wenn das gesamte gut 25-köpfige CCTB-Team im digitalen Institut anwesend ist, können in der Regel nur die Personen miteinander reden, deren Avatare direkt beieinander stehen oder sich in einem abgeschlossenen Raum befinden. Wer etwas weiter entfernt ist, bekommt von dem Gespräch nichts mit und kann sich ungestört auf seine Arbeit konzentrieren – vielleicht sogar besser als in der echten Welt, wo die Unterhaltung im Nebenraum nie so ganz zu überhören ist. So ist es im Prinzip möglich, von einem Avatar zum anderen zu wandeln, mal hier ein Schwätzchen zu halten, mal dort eine Frage zu stellen und am Ende an den eigenen Schreibtisch zurückzukehren und weiterzuarbeiten.

Natürlich bietet das Programm jede Menge Features mehr, die über eine ungezwungene und ungestörte Unterhaltung hinausgehen. „Wir haben beispielsweise im Bücherregal einen direkten Zugriff auf die Unibibliothek integriert“, sagt Anne Lewerentz. Wer also nach einer bestimmten Literatur sucht, kann dies von dort aus ohne Umwege tun. Whiteboards im Seminarraum bieten die Möglichkeit, gemeinsam an Grafiken zu arbeiten; an Posterwänden können Forscherinnen und Forscher ihre aktuellen Arbeiten präsentieren und diskutieren.

Die kostenlose Version reicht aus

Wer glaubt, das müsse ganz schön teuer sein, solch eine Umgebung nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten und zu nutzen, liegt falsch. „Wir nutzen die kostenlose Version“, sagt Arthur Korte. Die weise zwar einige Beschränkungen auf im Vergleich mit dem kostenpflichtigen Angebot – beispielsweise was die maximale Zahl an Nutzerinnen und Nutzern angeht. Für das CCTB sei das jedoch kein Problem. Und weil Anne Lewerentz in engem Kontakt mit den Entwicklern des Tools steht, darf das CCTB in „seinen Räumen“ sogar ab und zu neue Funktionen zur Probe testen.

„Gather.Town ist ein guter Weg, in einer Zeit, in der alle im Homeoffice sitzen und nur noch eine Minimalbesetzung ins Büro geht, den Kontakt untereinander zu halten und ungezwungen ins Gespräch zu kommen“, sagt Korte. Auch für Studierende, die neu im Team sind und an ihrer Bachelor- oder Masterarbeit sitzen, sei dies eine gute Möglichkeit, sich mit den anderen bekannt zu machen oder mal schnell dem Prof eine Frage zu stellen.

Abendliche Treffen zum Coronopoly

Tatsächlich trifft sich das CCTB mittlerweile regelmäßig mittags in seinen digitalen Räumen zum gemeinsamen Essen, eine „Social Hour“ freitags um 16 Uhr steht ebenfalls dauerhaft im Terminkalender. Einige Mitglieder schauen sogar nach der Arbeit auf einen Sprung vorbei – zum Beispiel zu einer Runde Schach oder – ganz aktuell – Coronopoly auf der Dachterrasse.

„Hier ist es wirklich nett und lustig“, sagt Juliano Sarmento Cabral, Juniorprofessur für Ökosystemmodellierung am CCTB. Er könne sich gut vorstellen, das Programm auch in Nach-Corona-Zeiten für Treffen und Besprechungen zu nutzen – mit Kolleginnen und Kollegen, die die Vorteile des Arbeitens im Homeoffice zu schätzen gelernt haben, oder um sich mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anderer Universitäten zu treffen. Denn auch das ermöglicht gather.town: Gäste einzuladen und in den Räumen zu empfangen.

Dem stimmt Arthur Korte zu. Und ergänzt dennoch: „Ich würde allerdings lieber wieder ins Büro gehen.“ Das Programm helfe zwar dabei, in Kontakt zu bleiben. Echte Kontakte könne es allerdings nicht ersetzen. „Ich werde froh sein, wenn wir uns endlich wieder in echt treffen.“

Kontakt

Prof. Dr. Arthur Korte, Juniorprofessur für evolutionäre Genomik, T: +49 931 31-80361, arthur.korte@uni-wuerzburg.de

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