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Medizinische Fakultät

WueBot: der sympathische KI-Lernbuddy

10.06.2025

An der juristischen Fakultät entwickeln Dr. Kevin Grimmeiß und sein Team einen Chatbot für den juristischen Gutachtenstil. Mit Künstlicher Intelligenz sollen Studierende so gerade in der Studieneingangsphase unterstützt werden.

Aysegül Dursun, Dr. Kevin Grimmeiß, Franziska Weber und Lorena Ragni (v.l.n.r.) beim Videodreh für das WueBot-Projekt.
Aysegül Dursun, Dr. Kevin Grimmeiß, Franziska Weber und Lorena Ragni (v.l.n.r.) beim Videodreh für das WueBot-Projekt. (Bild: Cathrin Paulsen)

Obersatz, Definition, Subsumption, Ergebnis – ein Text im Gutachtenstil folgt einer streng festgelegten Struktur und kommt zunächst recht sperrig daher. Besonders zu Beginn ihres Studiums haben viele Studierende zu kämpfen. Daran erinnert sich auch Dr. Kevin Grimmeiß, mittlerweile wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für deutsches und ausländisches öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht. „Man muss die eigenen Gedanken in dieses starre Schema pressen“, meint er – und das fiele am Anfang schwer: „Der Gutachtenstil zwingt einen dazu, sich mit ganz selbstverständlichen Fragen in einer sehr langsamen Art und Weise auseinanderzusetzen, in der man niemals sprechen würde“.

Juristinnen und Juristen unterstützt der Gutachtenstil dabei, den Überblick über die notwendigen Schritte bei der Prüfung einer Rechtsangelegenheit zu behalten und so Fehler zu vermeiden. Eine essenzielle Arbeitstechnik also, die zu Beginn des Studiums erlernt werden muss. In kleinen Lehrveranstaltungen, den sogenannten Konversatorien, gerne auch „Konserven“ abgekürzt, soll der Sprachstil eingeübt werden – doch Zeit für individuelles Feedback fehlt oftmals.

Eine intelligente Unterstützung zur „Konserve“

Der WueBot soll hier Abhilfe schaffen. Zuhause am Laptop oder mobil im Bus auf dem Weg zur Uni – auf einer einfachen Website sollen Studierende sich in wenigen Minuten mit einem kleinen Fall beschäftigen und ein Gutachten formulieren können – so die Zielsetzung.

„Die Idee war, dass man für jeden Student oder jede Studentin spezifischer auf die Probleme eingehen kann als in der Konserve möglich ist“, erklärt Lorena Ragni, studentische Mitarbeiterin im Projekt. Während in den Konversatorien komplexe inhaltliche Fälle besprochen werden, liegt der Fokus beim WueBot auf der Struktur und Sprache des Gutachtens. Die Fälle sind einfacher und mit weniger Meinungsstreitigkeiten. So kann man sich darauf konzentrieren, die richtigen Formulierungen zu finden.

Die technische Umsetzung des WueBots

Auf einer Website spuckt der WueBot bereits auf Anfrage kleine, einfache Fälle im Bereich der Grundrechte aus, die in maximal fünf bis zehn Sätzen bearbeitet werden können. Der intelligente Chatbot korrigiert die Antwort, gibt individualisiertes Feedback oder generiert eine eigene Musterlösung.

Begonnen hat die Umsetzung des Projekts 2023 mit der ehemaligen KI-Tutorin Aysegül Dursun. Die gelernte Fachinformatikerin und Jurastudierende programmierte die graphische Benutzungsoberfläche und setzte die technische Grundstruktur für den WueBot um. „Programmiert ist die Oberfläche mit Python über Visual Studios“, erklärt sie. „Für den WueBot benutzen wir die Sprachmodelle von OpenAI, weil man die sehr einfach finetunen kann.“

Mit großen Datenmengen und Fehleranalyse zum Ziel

Durch die WueDive Förderung arbeiten nun insgesamt vier studentische Mitarbeitende am WueBot. Sie erstellen eine große Datenbank mit Fällen, denn etwa 50 bis 70 Fälle pro Grundrecht sind nötig, damit die KI gut trainiert ist. Das ist zeitaufwendig.

Da sowohl die Musterlösungen als auch die Korrekturen, die der WueBot ausgibt, noch Justierung benötigen, ist ein weiteres zentrales Aufgabenfeld die Qualitätssicherung. Das Team prüft die Ausgaben des WueBots und erstellt Fehlerkategorien, um die Ergebnisse weiter zu optimieren. Eine der größten Herausforderung besteht darin, dem Chatbot die Struktur des Gutachtenstils so „beizubringen“, dass die Ausgaben korrekt und auf einem konstanten Niveau bleiben.

Im Wintersemester in die Praxis

Ab dem Wintersemester 2025/26 soll der WueBot in der Praxis getestet werden – und soll, so die Hoffnung des Teams, von den Studierenden gut angenommen werden. Franziska Weber, studentische Mitarbeiterin im Team, äußerst sich zuversichtlich: „Ich habe die Hoffnung, dass man sich vielleicht nicht ganz so allein gelassen fühlt und sich der WueBot wie eine private Nachhilfestunde anfühlt.“ Sie ergänzt: „Also, dass man sich ohne Angst vor einer Bewertung erstmal ausprobieren und an den Gutachtenstil und generell die Fallbearbeitung herantasten kann.“

Mit Künstlicher Intelligenz werden im Projekt WueBot Lernprozesse individueller, dialogischer und zugänglicher gestaltet. Noch ist der Chatbot auf Grundrechte spezialisiert – aber vielleicht inspiriert der sympathische Lernbuddy dazu, ähnliche Projekte auch in anderen Fachgebieten anzugehen.  

Film und Webseite

Das Video zum Projekt.

Website des Projekts: WueBot – Digitaler Chatpartner für den juristischen Gutachtenstil

Kontakt

Dr. Kevin Grimmeiß, Lehrstuhl für deutsches und ausländisches öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht, E-Mail: kevin.grimmeiss@uni-wuerzburg.de  

WueDive – Digitale Innovationen in der Lehre, E-Mail: wuedive@uni-wuerzburg.de

Von Marie Klein

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