Exzellent in die Zukunft: Lehrkräftebildung neu ausrichten
03.06.2025Die Lehrkräftebildung an der Universität Würzburg noch stärker an aktuellen Herausforderungen ausrichten: Über dieses Ziel wurde auf der Generalversammlung der Professional School of Education (PSE) gesprochen.

Bereits im Grußwort betonte der JMU-Vizepräsident für Studium und Lehre, Andreas Dörpinghaus, die Bedeutung des Lehramtes für die gesamte Universität Würzburg: Von den aktuellen Studierenden sind rund 25 Prozent für einen Lehramtsstudiengang eingeschrieben. Aufgrund der Komplexität der Lehramtsstudiengänge ist von besonderer Relevanz, dass die Professional School of Education (PSE) als zentrale Anlaufstelle für alle Belange rund um das Lehramtsstudium fungiert.
„Die Professional School of Education hat seit ihrer Gründung im Jahr 2017 durch innovative Projekte, interdisziplinäre Zusammenarbeit und internationale Vernetzung einen bedeutenden Beitrag zur Weiterentwicklung der Lehrpersonenbildung geleistet. Ihre Initiativen fördern die Digitalisierung, Internationalisierung und Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Ausbildung von Lehrpersonen“, so Andreas Dörpinghaus.
Aktuell wird darüber hinaus mit Unterstützung der PSE die Umsetzung der Maßgabenerfüllungen für Module der Lehramtsstudiengänge vorangetrieben. Für den neuen Lehramtsbachelor ist es von sehr großer Bedeutung, dass die Module entsprechend angeglichen werden, um die Akkreditierung eines neuen Lehramtsbachelors fristgerecht zu erreichen. „Außerdem wird das Fach Schulpsychologie zum kommenden Wintersemester an der Universität Würzburg neu eingeführt. Damit wird das Fächerspektrum erweitert und der Standort der Lehrpersonenbildung in Bayern gestärkt“, betonte der Vizepräsident.
Vizepräsident Dörpinghaus: neue Wege gehen
Mit Blick auf die Ergebnisse des Gutachtens zur Zukunft der Lehrpersonenbildung in Bayern zeigte sich Andreas Dörpinghaus optimistisch und forderte alle am Lehramt Beteiligten auf, die Chancen unter Federführung der PSE zu nutzen und neue Wege zu gehen.
PSE-Direktor Thomas Trefzger knüpfte direkt daran an und zeigte anhand von aktuellen statistischen Auswertungen, dass die Zahl der Lehramtsstudierenden seit zehn Jahren insgesamt stabil geblieben ist. Gleichzeitig wies er aber darauf hin, dass es einen Rückgang von Studierendenzahlen im Lehramt Sonderpädagogik und beim Lehramt Mittelschule gibt sowie eine Zunahme an Studierenden über der Regelstudienzeit (+3 Semester). Die PSE reagiert darauf zwar mit einer intensiven Studienberatung, „perspektivisch sind aber identitätsstiftende strukturelle Maßnahmen notwendig“, stellte der PSE-Direktor heraus.
Wie die PSE ihre Schnittstellenaufgabe erfolgreich umsetzt, belegte Thomas Trefzger mit der Auflistung der interdisziplinären Forschungsaktivtäten, mit den eingeworbenen Drittmittelprojekten, mit Zahlen zur Internationalisierung (Outgoings) und mit der Vorstellung des Kompetenzzentrums für digitales Lehren und Lernen. Aus den aktuellen Entwicklungen leitet er für die Zukunft ab, das Lehramt in Würzburg attraktiver zu gestalten und mehr (inter)nationale Studierende und Projekte zu gewinnen, aktuelle Themen durch die Akquise von Drittmitteln zu fokussieren und die Bedingungen für Promotionen im Lehramt zu institutionalisieren und zu vereinheitlichen.
Besonders hob er die umfangreichen Forschungsaktivitäten der PSE hervor. Neben dem erfolgreich abgeschlossenen vom BMBF geförderten Projekt „Connected Teacher Education“ im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung (im Bereich Digitalisierung), dem aktuell gestarteten PSE-Promotionskolleg mit sechs Promovierenden zum Thema KI in der Lehrpersonenbildung, sei die interdisziplinäre KI-Forschung zwischen Schulpädagogik und Mathematikdidaktik am Kompetenzzentrum für digitale Lehren und Lernen zu nennen. Darüber hinaus zeichnet die PSE regelmäßig exzellente Promotionen aus. Thomas Trefzger zeichnete die Karrieren der Preisträgerinnen und Preisträger nach.
Gutachten zur Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung
Um die Würzburger Lehramtsausbildung in Zeiten des Lehrkräftemangels zu optimieren und an den aktuellen Herausforderungen auszurichten, war Sonderpädagogik-Professor Christoph Ratz in die Generalversammlung der PSE eingeladen worden. Er war Mitglied in der Expertinnen- und Expertenkommission zur Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung in Bayern und maßgeblich an der Erstellung des Gutachtens zur „Lehrkräftebildung für das 21. Jahrhundert: Attraktivität und Qualität durch Professionsbezug und Wissenschaftsorientierung“ beteiligt.
Ins Leben gerufen wurde die Kommission, um Empfehlungen zur Optimierung der Lehrkräftebildung zu erarbeiten. Lehrkräftebildung gilt dabei als attraktiv, wenn sie umfassend und hinreichend auf die Herausforderung der Tätigkeiten vorbereitet.
Christoph Ratz stellte das Gutachten vor, indem zunächst die zwei Problemfelder und grundlegende Lösungslinien benannt sind: (1) Konsequente Professions- und Forschungsbezug für passgenauere Professionalisierungsmaßnahmen zur Vorbereitung auf die Herausforderungen des Berufs, (2) Umgang mit Heterogenität als Kernanforderung in allen Schularten.
Daraus leitete die Kommission folgende Eckpunkte zur Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung in Bayern ab:
- Kohärenz zwischen den inhaltlichen Bereichen der Lehrkräftebildung stärken: Berufsfeldbezug durch Core Practices in allen Fächern
- Praxisanteile als qualitätsvolle Lerngelegenheiten für kumulativen Kompetenzaufbau
- Kohärenz zwischen den Phasen stärken: gemeinsam verantwortete Abstimmung der Ausbildungsinhalte zwischen erster und zweiter Phase
- Fort- und Weiterbildung in der dritten Phase
- Evaluation
Als notwendige Bedingungen für die Weiterentwicklung werden folgende Punkte angeführt:
- Erstes Staatsexamen für allgemeinbildende Lehrämter beibehalten, aber kompetenzorientiert weiterentwickeln
- Ausweitung der ECTS-Punktezahl auf 300 in allen Lehrämtern
- Weiterentwicklung der Rechtsnormen für Lehramtsstudiengänge aller Fächer und Schularten
- Auskömmliche Ausstattung
- Qualitätssicherung
- aussagekräftige Daten für die Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung.
Zu allen Punkten hat die Kommission konkrete Empfehlungen ausgearbeitet, die Christoph Ratz für die Lehrkräftebildung an der Universität einordnete.
In der anschließenden Diskussion zeigte Thomas Trefzger auf, wie die Lehrkräftebildung an der Universität Würzburg Chancen aufgreifen und gleichzeitig Herausforderungen angehen könnte. Die Anwesenden aus Fachdidaktiken, Fachwissenschaften und Bildungswissenschaften sprachen bestehende Probleme an und bewerteten zum größten Teil die bayerische Initiative als Chance, die Lehrkräftebildung an der Universität Würzburg zu stärken, attraktiver zu gestalten und Modellversuche anzugehen. Die Generalversammlung der PSE am 27. Mai 2025 erwies sich als Auftakt, die Empfehlungen der Kommission ernst zu nehmen, sie als Chance für den Standort Würzburg wahrzunehmen und nicht zuletzt exzellenter zu werden.
Weitere Informationen
Interessierte können die bei der Generalversammlung gezeigten Folien erhalten bei geschaeftsfuehrung-pse@uni-wuerzburg.de