300 Lebern transplantiert
16.12.2025Ende November wurde am Uniklinikum Würzburg die 300. Lebertransplantation durchgeführt. Empfängerin war eine 64-jährige Frau mit einer weit fortgeschrittenen Autoimmunhepatitis.
Im Jahr 1992 wurde am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) erstmals eine Leber transplantiert. 33 Jahre später, am 23. November 2025, fand nun die 300. Lebertransplantation statt. Die „Jubiläumspatientin“ Petra Thierauf, Jahrgang 1961, war im September 2025 vom Schweinfurter Leopoldina Krankenhaus mit der Diagnose einer Autoimmunhepatitis ans UKW überwiesen worden.
„Bei dieser Erkrankung bildet das Immunsystem fälschlicherweise Antikörper gegen die eigenen Leberzellen. Dadurch entsteht eine anhaltende Entzündung, die die Leber letztendlich zerstört“, beschreibt Professor Johan Lock, Leiter der Transplantationschirurgie.
Eine Autoimmunhepatitis kann schleichend verlaufen oder – wie bei Petra Thierauf – akut auftreten: Vom ersten Unwohlsein mit Müdigkeit und Schlafstörungen bis zur Vorstellung am UKW vergingen gerade einmal neun Monate. Bei den Untersuchungen zeigte sich, dass die Leber der Patientin schon so weit geschädigt war, dass es keine Alternative zu einer Transplantation mehr gab.
Passende Spenderleber nach fünf Wochen verfügbar
Am 16. Oktober wurde Petra Thierauf von der gemeinnützigen Stiftung Eurotransplant in die Warteliste für ein Spenderorgan aufgenommen. Nach etwa fünf Wochen zuhause in Bad Kissingen kam am 23. November der erlösende Anruf vom UKW, dass eine passende Leber zur Verfügung stehe.
„Ich wusste gar nicht, wo mir der Kopf steht vor lauter Freude“, berichtet die Patientin. Sie wiegt rund 40 Kilogramm und ist 1,55 Meter groß – das schränkte die für Petra Thierauf potenziell in Frage kommenden Organe ein: Zum Beispiel hätte die Leber eines großen Mannes in ihrem Körper nicht genug Platz gefunden. „Diese Hürde konnte glücklicherweise durch die Leber einer jungen Spenderin überwunden werden“, sagt Dr. Johanna Wagner. Die stellvertretende Leiterin der Transplantationschirurgie des UKW führte den Eingriff mit einem interdisziplinären Operationsteam durch.
Tiefe Dankbarkeit für die Spenderin
Die vierstündige Operation sei bei Petra Thierauf ohne Komplikationen verlaufen, wie es in einer Pressemitteilung des UKW heißt. Schon am zweiten Tag nach dem Eingriff konnte sie die Intensivstation verlassen und befindet sich seither in guter Rekonvaleszenz.
„Ich bin von der ärztlichen und pflegerischen Versorgung am Uniklinikum Würzburg vollkommen begeistert“, lobt die Patientin. „Ich denke sehr oft mit Bedauern, aber voller Dankbarkeit an die mir unbekannte junge Frau, die mir durch ihre Organspende dieses wunderbare Geschenk für ein weiteres Leben gemacht hat.“
Als zweifache Mutter und vierfache Oma freut sich die Rentnerin auf die Rückkehr zu ihrer Familie, von der sie sich aus Infektionsschutzgründen lange fernhalten musste. Die von nun an dauerhaft einzunehmenden Immunsuppressiva sorgen nicht nur dafür, dass ihr Körper die fremde Leber nicht abstößt, sondern lösen auch das Problem der fortbestehenden Autoimmunhepatitis.
Große Verabschiedung der Jubiläumspatientin
Am 5. Dezember 2025 wurde Petra Thierauf nach Hause entlassen und von ihrem Mann am UKW abgeholt. Sie rechnet damit, in etwa fünf bis sechs Wochen eine Reha antreten zu können. Wegen des Jubiläums gab es für sie eine große Verabschiedung mit Vertreterinnen und Vertretern der vielen am Lebertransplantationsprogramm des UKW beteiligten Disziplinen.
„Die 300. Lebertransplantation markiert einen bedeutenden Meilenstein für unser Klinikum. Transplantationen gehören zu den komplexesten Eingriffen der modernen Medizin – sie erfordern höchste chirurgische Präzision, fächerübergreifende Zusammenarbeit und ein perfekt eingespieltes Team“, sagte Professor Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKW. „Dass wir diese Herausforderung so erfolgreich meistern, erfüllt mich mit großer Wertschätzung für unsere Mitarbeitenden und mit Dankbarkeit gegenüber den Organspenderinnen und Organspendern.“ Petra Thierauf wünschte er im Namen aller Beteiligten von Herzen alles Gute und überreichte ihr einen Blumenstrauß.
Ausweitung des Lebertransplantationsprogramms
Das Lebertransplantationsprogramm des UKW wurde in den vergangenen Jahren spürbar ausgeweitet. „Allein in diesem Jahr haben wir bis Ende November 34 Lebertransplantationen durchgeführt“, berichtet Dr. Anna Laura Herzog, die Leiterin des Transplantationszentrums am UKW. Nach ihren Angaben beträgt die durchschnittliche Fünf-Jahres-Überlebensrate bei diesem Eingriff am Würzburger Uniklinikum über 70 Prozent.
