Studentin, Autorin und Literatur-Vermittlerin zugleich
18.11.2025Rahel Behnisch hat den Kulturförderpreis der Stadt Würzburg für ihr literarisches Schaffen erhalten. Im Interview beschreibt die Studentin der Uni Würzburg, welche Themen sie bewegen und wo ihre poetische Reise hingeht.
Scheinwerferlicht, große Bühnen und ein gebanntes Publikum sind für Rahel Behnisch nichts Außergewöhnliches. Schon seit fast einem Jahrzehnt ist sie mit ihren Texten auf Bühnen im deutschsprachigen Raum unterwegs. Das Rampenlicht gehört zum Alltag der Germanistik-Studentin der Uni Würzburg.
Am Dienstag, 11. November 2025, sieht die Ausgangslage ähnlich aus: Ein voller Saal und alle Augen sind auf Rahel gerichtet, als sie einen ihrer Texte vorträgt. Doch der Anlass ist ein anderer. Dieses Mal erhält sie einen der mit 2.500 Euro dotierten Kulturförderpreise der Stadt Würzburg. Im Interview erzählt Rahel von sich, ihrer Literatur und was für sie als nächstes auf dem künstlerischen Programm steht.
Vorab: Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung. Wie fühlt es sich an, den Kulturförderpreis der Stadt Würzburg zu erhalten?
Ich kann es noch nicht wirklich glauben. Es dauert noch ein bisschen, bis ich das verarbeitet habe. Aber ich bin auf jeden Fall sehr stolz darauf, zu wissen, dass meine Arbeit für die Kultur in Würzburg wertgeschätzt wird. Das zeigt, dass gerade auch die junge Kulturszene als auch mein Schreiben und meine Lyrik gesehen werden.
Du stehst auf Poetry-Slam-Bühnen, arbeitest im Buchhandel, machst einen Literatur-Podcast und studierst Germanistik: Gibt es etwas, das du nicht kannst?
Was ich nicht kann, ist, „Nein“ sagen. Aber ich arbeite daran, auf meine Kapazitäten zu schauen. Es ist vor allem schwierig, bei Projekten „Nein“ zu sagen, auf die ich Lust habe. Aber man kann eben nicht immer alles machen. Da lerne ich im Moment noch, auch Projekte abzulehnen. Ich sehe zudem: An vielen Stellen kann ich bereits meine Hobbys wie Lesen und Schreiben in meine Arbeit integrieren. Und natürlich gibt es mir viel Rückenwind, wenn das als Arbeit wahrgenommen wird.
Mit welchen Themen befasst du dich in deinem Schreiben?
Im Großen und Ganzen schreibe ich querbeet. Ich glaube, mein Schreiben ist aber schon sehr persönlich. Ich schreibe vor allem Lyrik. Darin verarbeite ich viele autobiographische Sachen. Aber es gibt ein paar Themen, die sich immer wieder durchziehen: Angst, psychische Erkrankungen, Queer-Sein und Feminismus. Neben Gedichten habe ich größere Buchprojekte ins Auge gefasst, in denen es nicht immer nur um Autofiktionales und Persönliches geht. Zum Beispiel möchte ich wahnsinnig gerne ein Jugendbuch verfassen.
Natürlich performe ich liebend gerne auf Poetry Slams. Es ist mir aber wichtig, dass meine Bühnenauftritte nur als ein Teil meiner Kunst gesehen werden, da ich viel Lyrik zum Lesen schreibe. Aber man erkennt: Bei mir dreht sich alles in irgendeiner Form um Literatur und Literaturvermittlung. Egal ob in meinem eigenen Schreiben oder im Podcast. Ich möchte Leute zum Schreiben und zum Lesen zu motivieren.
Wie kriegst du alles unter einen Hut?
Mein Zeitmanagement ist fürchterlich – da bin ich kein gutes Vorbild. Aber ich bringe diese vielen Sachen unter einen Hut, weil ich alles so gerne mache. Und das ist etwas, wofür ich mich gerne „aufopfere“. Aber es ist definitiv anstrengend, und ich lese manchmal um 2 Uhr nachts meine Texte für die Uni. Das erzähle ich so ehrlich, weil nicht der Eindruck entstehen soll, dass bei mir alles perfekt funktioniert, wie es über Social Media möglicherweise wirken könnte. Ich bringe nicht täglich fünf Gedichte vor der Uni zu Papier. Ehrlich gesagt, arbeite ich viel unter Zeitdruck und Stress, aber eben mit der Liebe zur Literatur.
Du hast die Zusatzqualifikation Kulturvermittlung der Uni im Dezember 2024 abgeschlossen. In welchen Kulturbereich hast du reingeschnuppert?
Im Zertifikatsprogramm belegt man verschiedene Seminare. Man absolviert entweder ein Praktikum oder realisiert ein eigenes Projekt. Dabei wird den Teilnehmenden sehr entgegengekommen und es wird auf die Lebensrealität von Studierenden geachtet, die sich kulturell betätigen. Ich bin dafür ein gutes Beispiel: Ich hätte die Zeit vermutlich nicht gefunden, ein neues Projekt auf die Beine zu stellen. Deswegen habe ich über das Programm nicht in einen neuen Bereich reingeschnuppert. Als Abschlussprojekt habe ich den Würzburger „Next Generation Poetry Slam“ vorgestellt, den ich im Jugendhaus Cairo organisiere.
Was steht als nächstes auf dem Programm?
Ab nächstem Jahr übernehmen Yannik Ambrusits und ich den großen Poetry Slam in Würzburg – also insgesamt drei in der Stadt, da wir auch den „Slam the Topic!“ im Kulturhaus Chambinzky organisieren. Im Frühjahr 2026 erscheint im Lektora Verlag ein Buch, das ich mit einer Freundin zusammen herausgebe. Es ist eine Anthologie mit Texten über queere Liebe, ohne dass die politische Dimension dahinter im Fokus steht – also Geschichten über Liebe der Liebe willen. Ein Buch, das die Liebesgeschichten erzählt, für die wir kämpfen. Die Sammlung heißt „On the Edges of Love“ und darin finden sich Texte von 53 queeren Autorinnen. Und nach meinem Bachelor starte ich voraussichtlich im April 2026 mit meinem Masterstudium „Literatur, Kultur und Medien“ hier an der Uni. Das mache ich wahrscheinlich in Teilzeit, da ich mehr im Buchladen arbeiten und freiberuflich unterwegs sein werde. Es steht also so einiges auf dem Programm!
Vielen Dank für das Gespräch.
