Intern
Medizinische Fakultät

Stadt, Land, Infrastruktur: Regionen im Wandel

02.09.2025

Professor Matthias Naumann erforscht den Wandel von Städten, ländlichen Räumen und Infrastrukturen. Seit Anfang August leitet er den Lehrstuhl für Humangeographie der Uni Würzburg.

none
Professor Matthias Naumann bekam seine Ernennungsurkunde von JMU-Vizepräsidentin Anja Schlömerkemper überreicht. (Bild: Robert Emmerich / Universität Würzburg)

Humangeographie? Nicht alle kennen dieses Feld der Wissenschaft. Vereinfacht erklärt: Humangeographinnen und -geographen beschreiben, wie die Menschen auf der Erde leben und sie verändern. Wie sie Städte bauen, Landwirtschaft betreiben oder Energiequellen erschließen – und welche Folgen das alles hat. Ein sehr weites Feld also.

An der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg ist seit dem 1. August 2025 ein neuer Professor für Humangeographie tätig: Matthias Naumann. Er ist von der Universität Bonn an die JMU gewechselt; schwerpunktmäßig erforscht er den Wandel von Städten, ländlichen Räumen und technischen Infrastrukturen.

Konflikte um Windparks auf dem Land

In einem seiner bisherigen Projekte hat Matthias Naumann zum Beispiel den Umgang mit energiepolitischen Konflikten im ländlichen Brandenburg untersucht: Welche Dynamiken entwickeln sich in Dörfern, in denen Windkraftanlagen gebaut werden sollen? Warum gibt es in manchen Orten heftigen Widerstand, in anderen nicht? Wie gehen verschiedene Akteure damit um?

„Zu Widerstand kann es beispielsweise kommen, wenn die Bürgerinnen und Bürger zu spät über geplante Windparks informiert werden“, erzählt der Professor. Aber Widerstand kann auch komplett ausbleiben: Das hat er in einem Dorf beobachtet, in dem der Bürgermeister mit den Investoren frühzeitig eine Beteiligung der Gemeinde am Gewinn vereinbart hatte. Das eingehende Geld wird seitdem an die Einwohnerinnen und Einwohner verteilt.

Anderes Beispiel: In Berlin und Hamburg hat Naumann untersucht, wie die beiden Städte ihre Wasser- und Energieversorgungsinfrastruktur von privaten Unternehmen zurückgekauft haben: Welche Akteure waren beteiligt, welche Interessen verfolgten sie, wie lief der Prozess ab?

Gentrifizierung, also die Aufwertung von Wohngebieten und die sich daraus ergebende Verdrängung ärmerer Menschen, findet nicht nur in großen Städten statt, sondern auch in Dörfern. Das ist ein weiteres Thema, mit dem sich der Professor in der Vergangenheit beschäftigt hat.

Vor Ort mit Menschen sprechen und sie begleiten

An vielen seiner Projekte können Studierende mitwirken. Nicht nur sie dürfen gespannt sein, welche Schwerpunkte Matthias Naumann in Würzburg setzen wird. Auch die Bevölkerung in der Region kann damit rechnen, in seine Forschungen einbezogen zu werden. Denn die humangeographische Arbeit besteht nicht nur aus der Beschäftigung mit Daten. Sie lebt auch davon, vor Ort zu sein – Menschen zu begegnen, sie in ihrem Alltag zu begleiten, bei Interviews und Gesprächen verschiedene Sichtweisen zu bestimmten Themen zu sammeln.

Welche Ideen der neue Professor für seine Arbeit an der JMU hat? Fragen zur ländlichen Entwicklung in Unterfranken, aber auch zur nachhaltigen Entwicklung der Stadt Würzburg wolle er auf jeden Fall angehen, wie er sagt. Darüber hinaus möchte er bestehende Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen im In- und Ausland weiter ausbauen.

Werdegang des neuen Professors

Matthias Naumann, Jahrgang 1976, ist in Berlin aufgewachsen und hat an der Humboldt-Universität in seiner Heimatstadt Geographie, Soziologie und Europäische Ethnologie studiert. Im Lauf seiner Karriere forschte und lehrte er an Hochschulen in Berlin, Bonn, Cottbus, Potsdam, Dresden, Hamburg, Halle (Saale) und Klagenfurt. Auch an außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Berlin, Cottbus und Erkner war er wissenschaftlich tätig.


Kontakt

Prof. Dr. Matthias Naumann, Lehrstuhl für Humangeographie, Universität Würzburg, matthias.naumann@uni-wuerzburg.de


Von Robert Emmerich

Zurück