Zwei neue Kooperationen mit Indien
09.09.2025Deutsch-indische Forschungsprojekte auf den Weg bringen: Das ist das Ziel eines gemeinsamen Programms des indischen Bildungsministeriums und des Auswärtigen Amts. Die Universität Würzburg ist dabei mit zwei Projekten vertreten.

Keine Frage: Indien ist als der bevölkerungsreichste Staat der Welt auf dem Weg zur ökonomischen und politischen Großmacht. Noch vor 2030 wird es vermutlich die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt sein. Seit Jahren erlebt das Land einen dynamischen Transformationsprozess, der Wirtschaft, Politik, Gesellschaft sowie insbesondere auch das Hochschul- und Wissenschaftssystem umfasst – wie der Deutsche Akademische Austauschdienst DAAD in einem aktuellen Perspektiven-Papier schreibt.
Dementsprechend ist Indien auch für deutsche Hochschulen ein strategischer Partner von zunehmender Bedeutung, was sich unter anderem in einer steigenden Zahl deutsch-indischer Kooperationsprogramme bemerkbar macht. Eines davon ist das SPARC-GIANT-Programm, eine gemeinsam vom indischen Bildungsministerium und dem Auswärtigen Amt finanzierte Initiative. SPARC steht in diesem Fall für Scheme for Promotion Academic Research & Collaboration. Das Programm wird gemeinsam vom DAAD und dem Indian Institute of Technology Kharagpur (IIT KGP) durchgeführt.
Ein Doppel-Master mit Nanosystemen
In der aktuellen Runde dieses Programms wurden jetzt zwölf deutsch-indische Forschungsprojekte bewilligt – ausgewählt aus 85 Bewerbungen von deutscher und 92 von indischer Seite. Zwei davon sind an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) angesiedelt.
Funktionale Nanosysteme stehen im Mittelpunkt des einen Projekts. Darin kooperiert die JMU mit dem Indian Institute of Science Education and Research Thiruvananthapuram (IISER TVM). Die beiden Einrichtungen planen, einen Doppelmaster-Studiengang einzurichten, der die wissenschaftlichen Stärken beider Einrichtungen vereint. So bringt die JMU ihre Fachkompetenz in den Bereichen supramolekulare Chemie, Nanomaterialien und Licht-Materie-Wechselwirkung aus den Fakultäten für Physik und Chemie ein und kombiniert diese mit der international anerkannten Forschung des IISER TVM in den Naturwissenschaften.
Das Projekt zielt darauf ab, globale Herausforderungen mit besonderem Schwerpunkt auf funktionalen Nanosystemen, Nachhaltigkeit und klimabezogener Forschung anzugehen. Dazu wollen die beteiligten Einrichtungen hybride Studienmodule entwickeln, die Mobilität von Studierenden fördern, gemeinsame Workshops durchführen und die Grundlagen für einen zukünftigen Doppelabschluss-Masterstudiengang schaffen.
Interessierte Studierende der Physik und Chemie können sich laufend für ein GIANT Praktikum am IISER-TVM bewerben. Weiterführende Informationen: www.uni-wuerzburg.de/giant
Neue Therapien gegen die Tuberkulose
Neue Therapien zur Behandlung mykobakterieller Infektionen, wie beispielsweise der Tuberkulose, stehen im Zentrum des zweiten Projekts. Kooperationspartner in diesem Fall sind das Indian Institute of Technology (IIT) Indore und die Medizinische Fakultät der JMU, vertreten durch den Lehrstuhl für Anatomie und Zellbiologie II; verantwortlich dort ist Professor Srikanth Karnati. Die beteiligten Einrichtungen planen ein gemeinsames internationales Ausbildungsprogramm, das junge biomedizinische Forscherinnen und Forscher mit erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Indien und Deutschland zusammenbringt.
Im Rahmen von Austauschprogrammen und gemeinsamen Praktika im Labor erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Einblicke in neueste medizinische Techniken; im Rahmen von Konferenzen und Seminaren beschäftigen sie sich mit ethischen Fragen rund um die Forschung. Und Wissenschaftskommunikation wird ebenfalls Teil ihrer Ausbildung sein. Ein Workshop im Bereich der fortgeschrittenen Elektronenmikroskopie findet voraussichtlich Mitte Oktober 2025 am Institut für Anatomie und Zellbiologie der JMU Würzburg statt. Erwartet werden dann zehn Doktorandinnen und Doktoranden des IIT Indore.
Indien rückt an der JMU stärker in den Fokus
Indien ist an der Universität Würzburg in den vergangenen Jahren immer stärker in den Fokus gerückt. Jüngstes Beispiel dafür ist die Gründung des India Competence Centre of the University of Würzburg (ICCUW) vor wenigen Wochen. Das neue Kompetenzzentrum dient als zentrale Anlaufstelle für alle Aktivitäten der JMU rund um Indien. Zu seinen wesentlichen Aufgaben gehört es, den interdisziplinären Austausch in der Wissenschaft sowie die wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Beziehungen zwischen deutschen und indischen Forschungspartnern zu fördern.
Über das erfolgreiche Abschneiden der JMU in dem SPARC-GIANT-Programm freut sich Doris Fischer, Vizepräsidentin der Universität Würzburg mit dem Schwerpunkt „Internationalisierung“ deshalb sehr. „Die beiden neuen Kooperationen werden einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Zusammenarbeit zwischen der JMU und ihren Partnereinrichtungen in Indien zu fördern“, sagt Fischer. Profitieren werden davon ihren Worten nach nicht nur die beteiligten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die wertvolle Blicke über den Tellerrand werfen können. Profitieren werde davon auch die Gesellschaft insgesamt – dank neuer Erkenntnisse aus der Forschung und den damit verbundenen Innovationen in Medizin und Technik.