Ein neuer Ansatz für Ersatz-Glaskörper
21.10.2025Bestimmte Krankheiten können den Glaskörper, die Substanz im Augeninneren, unwiderruflich zerstören. Ein Forschungsteam der Uniklinik Würzburg arbeitet deshalb an einem gut verträglichen Ersatz mit besonderen Eigenschaften.
Es gibt Augenkrankheiten, die den Glaskörper und die Netzhaut betreffen und die schwerwiegende Folgen für das Sehvermögen haben. Unbehandelt können zum Beispiel Netzhautablösungen und die sogenannte proliferative diabetische Retinopathie zu dauerhaftem Sehverlust führen. Bei letzterer schädigen neue, abnorme Blutgefäße die Netzhaut und den Glaskörper.
Um den Schaden zu begrenzen, muss bei der Behandlung häufig der Glaskörper, also die gelartige Substanz im Inneren des Auges, entfernt und durch ein Ersatzmaterial, den sogenannten Glaskörper-Ersatz, ausgetauscht werden. Derzeit kommen in der Medizin dafür spezielle Gase oder Silikonöl zum Einsatz. Diese Substanzen können jedoch erhebliche Nebenwirkungen haben und die Netzhaut sowie den Sehnerv schädigen. Es kann zu weiteren Sehstörungen, zur Bildung eines Grauen Stars und zu einer Erhöhung des Augeninnendrucks kommen. Manchmal ist auch eine weitere Operation notwendig, um das Silikonöl wieder zu entfernen.
Neue chemische und materialtechnische Verfahren
Dr. Malik Salman Haider, Leiter des Forschungslabors der Universitäts-Augenklinik, und Dr. Jörg Teßmar vom Lehrstuhl für Funktionsmaterialien der Medizin und Zahnheilkunde des Uniklinikums Würzburg wollen diese Probleme in ihrem neuen Projekt „Biohybride Hydrogele als Glaskörperersatz für die vitreoretinale Chirurgie mit erhöhter Wirksamkeit“ lösen. Mithilfe neuer chemischer und materialtechnischer Verfahren wollen sie einen verbesserten Glaskörper-Ersatz entwickeln. „Dabei setzen wir auf ein sogenanntes Biohybrid-Hydrogel – ein intelligentes Material, das als Tamponade fungiert und gleichzeitig die Schlüsselfunktionen des natürlichen Glaskörpers im Auge nachahmt“, erklärt Haider.
Teßmar führt aus: „Die Stärke dieser Materialien liegt in einem innovativen Polymerbaukasten, der Biopolymere und synthetische Polymere kombiniert.“ Die natürlichen Komponenten werden voraussichtlich biokompatibel sein und dafür sorgen, dass der Glaskörper-Ersatz gut verträglich sei, während die synthetischen Materialien dazu dienen, wichtige Eigenschaften wie Elastizität, Stabilität und Abbau kontrollierbar zu machen. Darüber hinaus bieten synthetische Polymere die Möglichkeit, bei Bedarf direkt im Auge Medikamente freizusetzen.
Das Ziel besteht darin, modernste Chemie, Materialforschung und Augenmedizin zusammenzubringen, um bessere Ergebnisse bei Augenoperationen zu erreichen. Der Ansatz könnte darüber hinaus neue Forschungsmöglichkeiten in der Augenheilkunde eröffnen, etwa für die gezielte Freisetzung von Medikamenten oder die Entwicklung neuer Gewebeersatzstoffe.
Förderung durch das Interdisziplinäre Zentrum für klinische Forschung
Das Interdisziplinäre Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) fördert das Projekt für drei Jahren. „Wir danken dem IZKF ganz herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen und die finanzielle Unterstützung. Dadurch ist es uns möglich, unser Team zu vergrößern und mithilfe von Biohybrid-Hydrogelen bahnbrechende Lösungen in der vitreoretinalen Chirurgie zu erforschen“, sagt Haider. In den kommenden drei Jahren wird das Team, bestehend aus einem Medizinisch-Technischen Assistenten und einem Doktoranden, intensiv daran arbeiten, die ehrgeizigen Ziele des Projekts zu erreichen.
