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Medizinische Fakultät

Enkelin Max Sterns zu Besuch in Würzburg

02.09.2025

Barbara Kalmans, Enkelin des Weinhändlers Max Stern, war zu Gast im Juliusspital. Sie sprach über die Flucht ihres Großvaters vor den Nationalsozialisten. Ein Professor und das Archiv der Uni hatten den Besuch organisiert.

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Barbara Kalmans vor einem Abbild ihrer Großmutter Toni Berta Stern. Mit dabei: ihr Ehemann Raymond. (Bild: Maria Sippel / Stiftung Juliusspital Würzburg)

Max Stern dürfte in Würzburg ein bekannter Name sein: Der jüdische Weingroßhändler hatte 1928 die Kellergewölbe der Alten Universität gepachtet, um dort eine Million Liter Wein in 500 Holzfässern zu lagern. Max Stern trug wesentlich dazu bei, den Frankenwein europaweit bekannt zu machen.

1938 zwangen ihn die Nationalsozialisten, seinen gesamten Besitz zu verkaufen, woraufhin Max Stern mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in die USA flüchtete. Dort leben seine Nachkommen auch heute noch.

Barbara Kalmans, eine Enkelin des Weinhändlers, kam im Juli 2025 zu Besuch nach Würzburg. Ihren Aufenthalt organisierte Eric Hilgendorf, Professor für Strafrecht und Strafprozessrecht, Informationsrecht und Rechtsinformatik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) sowie Vorstand der Juristen Alumni Würzburg. In Zusammenarbeit mit dem Universitätsarchiv und der Stiftung Juliusspital ergab sich ein Besuch im Weinkeller des Spitals.

Eine Familiengeschichte auf Holzfässern verewigt

Im Juliusspital befinden sich einige kunstvoll verzierte Holzfässer Max Sterns. Auf einem der Fässer ist Kalmans Großmutter Toni Berta Stern abgebildet, die ihr viel von der Familiengeschichte erzählte. „Es ist immer noch emotional“, beschreibt die Amerikanerin ihren Besuch.

Ihr Großvater habe, wegen seiner gesellschaftlichen Stellung und weil er im 1. Weltkrieg auf Seiten Deutschlands gekämpft hatte, nie daran gedacht, dass sich Hitlers Machtübernahme auf ihn auswirken würde. „Bis er eines Tages mit einem Nazi-Soldaten, den er kannte, sprach und dieser ihn anzeigte; mein Großvater wurde festgenommen und zur Polizeistation gebracht. Als er nach Hause kam, soll er gesagt haben ‚Wir gehen‘“, so Kalmans.

Der Max-Stern-Keller in der Alten Universität sowie die Fässer im Juliusspital bedeuten Barbara Kalmans viel: „Ich komme heute wieder nach Würzburg, weil es hier einen Ort gibt, an dem sich die Fassdeckel befinden.“ Ihren Worten nach machen Orte wie diese Lebensgeschichten und -zeugnisse nachfolgenden Generationen zugänglich und wirken damit einer Geschichtsvergessenheit entgegen. Das sieht auch das Uniarchiv als eine seiner Aufgaben an.

Mehrere Personen begleiteten Barbara Kalmans auf ihrem Besuch: Dr. Markus Frankl, Historiker und ehemaliger wissenschaftlicher Assistent am JMU-Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte und Historische Grundwissenschaften, und Edna Horst vom Uniarchiv interviewten die Besucherin aus den USA. Auch der Würzburger Schriftsteller Helmut Försch empfing die Nachfahrin Max Sterns. 

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Von Pressestelle JMU

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