Den deutsch-französischen Austausch fördern
20.05.2025Wie sieht Europas Zukunft aus? Welche Rolle spielt dabei die Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich? Diese und weitere Fragen stellten sich Teilnehmende der Universitäten Würzburg und Caen bei einem Dialog-Forum.

Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und die Universität Caen (Frankreich) verbindet eine langjährige Partnerschaft: Seit 1967 besteht zum Beispiel ein deutsch-französisches Seminar zwischen den juristischen Fakultäten beider Universitäten. Zusätzlich bieten sie seit 2022 ein Doppelstudium „Deutsch-Französische Studien“ an. Dieses Angebot wurde von der Romanistik, insbesondere von Seniorprofessorin Brigitte Burrichter und ihrer Partnerin in Caen, Dr. Hildegard Haberl, ins Leben gerufen.
Ein Zeichen dieser engen Partnerschaft: Vom 8. Mai bis zum 11. Mai 2025 waren Studierende, Alumni und Dozierende aus Caen als Gäste zu einem Dialog-Forum nach Würzburg geladen worden. Veranstalter waren der JMU-Alumni-Verein gemeinsam mit der Uni Würzburg Community im Schelling-Forum. Ziel war es, Impulse zur Stärkung der deutsch-französischen Zusammenarbeit zu setzen und diverse Themen aus unterschiedlichen Perspektiven zu diskutieren.
„Mit dem Forum haben wir Studierende, Alumni, Lehrende und interessierte Bürgerinnen und Bürger in einen Dialog auf Augenhöhe gebracht. Für die Zukunft wollen wir diesen Dialog weiterführen – ein Folge-Forum in Caen ist angedacht“, so Michaela Thiel, Leiterin der Uni Würzburg Community. Zur Vernetzung dienten unter anderem Kennenlern-Tandems zwischen den Teilnehmenden und Alumni, um unter anderem Kontaktpunkte in Caen und Würzburg zu etablieren, die einem die Ankunft in der jeweiligen Partnerstadt erleichtern.
Hürden und Chancen deutsch-französischer Zusammenarbeit
Rund 20 französische Gäste sind von Caen in der Normandie mit dem Zug nach Würzburg gereist. Fokus des ersten Abends war ein lockeres Kennenlernen aller Beteiligten und kurze Gedanken zum Austausch vom Bürgermeister und Alumnus Martin Heilig, dem Wissenschaftsattaché der französischen Botschaft Emmanuel Delille sowie den Repräsentanten der JMU und der Uni Caen, Doris Fischer, JMU-Vizepräsidentin für Internationales und Alumni, Eric Leroy du Cardonnoy, Vizepräsident International Affairs der Universität Caen, dem Wissenschaftskoordinator des Schelling-Forums, Dr. Lars Lehmann, und einer deutschen und französischen Studentin.
Das Programm enthielt diverse Impulse zur praktischen und politischen Dimension der deutsch-französischen Zusammenarbeit, auf die kurze Diskussionen mit dem Publikum folgten – beispielsweise zum Thema Spracherwerb mit Dr. Hildegard Haberl und Dr. Matthias Erhardt von der Professional School of Education der JMU. Einblicke in die praktische Arbeitswelt in beiden Ländern gaben die Alumni Mathilde Berhault und Kerstin Schleifnik. Die Gäste besuchten zudem das Zentrum für Philologie und Digitalität der JMU.
Den Abend rundete ein moderiertes Gespräch zwischen Professor Peter Bofinger und Dr. Theo Waigel, ehemaliger Bundesfinanzminister und JMU-Alumnus, ab. Dieses verlief sehr unterhaltsam, dem mittlerweile 86-jährigen Theo Waigel war sein Alter nicht anzusehen und erst recht nicht anzumerken. Mit zahlreichen Anekdoten brachte er das Publikum zum Schmunzeln.
Würzburg historisch und kulturell kennenlernen
Am Samstag widmeten sich die Impulse und Diskussionen verschiedenen europäischen Themen, zum Beispiel gab Professorin Michaela Fenske einen Einblick in die Gedanken, die ein in Frankreich stationierter Würzburger Offizier zu seinem Leben in Frankreich mit der Feldpost nach Hause schickte. Professor Eric Leroy du Cardonnoy sprach über die Ideen des Wiener Kongresses und wie man diese möglicherweise auf heutige Zeiten übertragen könnte. Professor Thomas Hippler gab aus Caen ein Spotlight auf den Friedensbegriff und Prof. Dr. Peter Bofinger widmete sich anhand des Draghi-Reports der Zukunft Europas auf wirtschaftlicher Ebene.
Axel Honsdorf von BayFrance und Dr. Stephan Schröder-Köhne berichteten über Fördermöglichkeiten für Promovierende an der JMU. Beide Einrichtungen sind wertvolle Partner für den zukünftigen Austausch. Das Dialogforum war zum Beispiel von dem Deutsch-Französischen Bürgerfonds, dem Deutsch-Französischen Jugendwerk, dem Unibund und dem Alumni-Verein finanziert worden.
Eine Stadtführung mit Anna Traurig von der JMU sowie eine Führung durch die Gemäldegalerie des Martin von Wagner Museums zu Werken mit deutsch-französischem Bezug und einem Impuls von Professor Frédéric Thiesse zum Thema Künstliche Intelligenz rundeten den Samstag ab. Nach einer Gruppenarbeit zu Fragen der Verbesserung des deutsch-französischen Austauschs bildete der Besuch von Vertreterinnen und Vertretern der Stadt und der deutsch-französischen Gesellschaft auf dem Frühling-International-Festival den Abschluss des Forums.