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Medizinische Fakultät

Bessere Nachsorge bei Herzschwäche

03.09.2019

Pilotprojekt am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz: Eine spezialisierte Pflegekraft betreut Herzschwäche-Patienten auch nach dem Krankenhausaufenthalt. Die Deutsche Stiftung für chronisch Kranke fördert das Projekt.

In den vergangenen zehn Jahren hat das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg fast 200 Herzinsuffizienz-Pflegekräfte ausgebildet.
In den vergangenen zehn Jahren hat das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg fast 200 Herzinsuffizienz-Pflegekräfte ausgebildet. (Bild: Sebastian Ziegaus / Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg)

Mit fast 400.000 Fällen pro Jahr ist die Herzinsuffizienz die häufigste Diagnose, die in Deutschland zu Krankenhauseinweisungen führt. Die Versorgung des hochkomplexen Krankheitsbildes gilt nicht nur in der Klinik, sondern auch nach der Entlassung der Patienten als eine der größten medizinischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.

Das Risiko, erneut ins Krankenhaus zu müssen oder an Komplikationen zu sterben, ist trotz therapeutischer Fortschritte extrem hoch. Um dem entgegenzuwirken und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, startet am Universitätsklinikum Würzburg jetzt ein Pilotprojekt namens „Discharge Heart Failure Nurse“: Eine speziell ausgebildete Herzinsuffizienz-Pflegekraft schult die Patienten und managt sowohl die Entlassung als auch die Zuweisung zum Haus- und Facharzt für die Weiterversorgung. Die Deutsche Stiftung für chronisch Kranke fördert das Projekt mit 20.000 Euro.

„Die Versorgung von herzinsuffizienten Patienten ist sehr komplex“, erklärt Professor Stefan Störk, Leiter der Ambulanz am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI). „Klinik-, Fach- und Hausärzte müssen dabei eng zusammenarbeiten. Doch die individuelle und oft sehr umfängliche Behandlung sprengt leicht das Zeitkontingent der Ärzte. Zudem verstehen viele Patienten nicht die Hintergründe der Therapie und nehmen ihre Medikamente falsch oder gar nicht ein.“

Schulungen und strukturierte Übergabe in die Nachsorge

Umso wichtiger sei die Aufklärung der Patienten und ihrer Angehörigen über das Krankheitsbild, die Therapiemöglichkeiten und Prognose sowie eine strukturierte Betreuung nach der Entlassung. Darum soll sich nun eine spezialisierte Herzinsuffizienz-Pflegekraft kümmern. Sie schult die Patienten und erklärt ihnen – möglichst im Beisein von Angehörigen – wie sie welche Medikamente einnehmen sollen. Sie informiert darüber, wie sich die Patienten gesund ernähren und ausreichend bewegen sollen, wie sie ihre Risikofaktoren kontrollieren, Zeichen der Verschlechterung erkennen und entsprechend reagieren können.

Darüber hinaus nimmt die Pflegekraft Kontakt zum Hausarzt und zum Facharzt auf. Stuft der Klinikarzt den Patienten als stabil ein, stimmt sie das weitere Vorgehen mit dem Hausarzt ab. Ist der Patient fragil, organisiert die Pflegekraft einen zeitnahen Kontrolltermin, möglichst innerhalb von sieben Tagen, bei einem niedergelassenen Kardiologen. Auch nach der Entlassung hält sie den Kontakt zu Patienten und Ärzten.

„Zahlreiche Studien belegen, dass die Langzeitprognose hinsichtlich Sterblichkeit, Hospitalisierung und Lebensqualität bei Herzinsuffizienz-Patienten durch ein effektives Entlassmanagement und eine standardisierte poststationäre Weiterversorgung signifikant verbessert werden kann“, berichtet Störk. Was bislang vielerorts fehle, sei nichtärztliches Fachpersonal, das die Ärzte entlastet. Der Schlüssel zum Erfolg des Entlassmanagements sind Störk zufolge spezialisierte Schwestern, Pfleger und medizinische Fachangestellte. Diese seien gegenwärtig aber nicht im Versorgungsbudget vorgesehen.

Ideale Voraussetzungen in Würzburg

Das DZHI Würzburg ist das erste Zentrum in Deutschland, in dem eine Weiterbildung zur Herzinsuffizienz-Pflegekraft angeboten wurde. Darüber hinaus hat das DZHI mit dem „Würzburger Weg“ und dem Krankenhausverbund MAHIN ein Herzinsuffizienz-Netzwerk aus Kliniken, Fachärzten und Hausärzten initiiert. Ideale Voraussetzungen also, um das Pilotprojekt „Discharge Nurse“ zu starten.

Das Konzept hat auch die Deutsche Stiftung für chronisch Kranke überzeugt. Vorstandsvorsitzender Dr. Thomas M. Helms: „Ein zentrales Anliegen der Stiftung ist es, die behandelnden ambulant und stationär tätigen Akteure aller Fachrichtungen zu vernetzen und die Patienten aktiv in ihre Therapie einzubeziehen. Die Discharge Nurse birgt das Potenzial, die Versorgung der Patienten nachhaltig zu verbessern.“

Auswertung nach einem Jahr

Das Pilotprojekt läuft zunächst ein Jahr lang. Geplant ist die Betreuung und Dokumentation von 180 Patientinnen und Patienten. „Wir hoffen, dass wir mit der Auswertung der Daten ein Zeichen setzen können und eine Discharge Nurse künftig zum festen Bestand jeder Klinik wird. Allein die Förderung ist ein positives Signal, über das wir uns sehr freuen“, so Stefan Störk.

Von Kirstin Linkamp, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, DZHI

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