Zahnmedizin: Verbesserte Diagnostik von Kronen-Wurzel-Frakturen
11/18/2025Eine Studie aus dem Universitätsklinikum liefert praxisrelevante Erkenntnisse für das Management von Zahnbrüchen nach einem Unfall. Dafür erhielt Dr. Ralf Krug nun eine Auszeichnung.
Bei Zähnen, die von der sichtbaren Zahnkrone bis tief hinein in die Zahnwurzel gebrochen sind, ist die Behandlung in der Regel sehr komplex. Oft sind dann auch kleinere gelockerte Zahnbruchstücke vorhanden. Von solchen Kronen-Wurzel-Frakturen sind meist Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene betroffen, die einen Unfall hatten.
Nach einer Wiederbefestigung von Zahnfragmenten gibt es häufig Komplikationen, die die Langzeitergebnisse der Behandlung mindern. Das hat eine Studie der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie sowie des Zahnunfallzentrums am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) aus dem Jahr 2020 gezeigt.
In einer weiteren Studie von 2024 hat die Würzburger Forschungsgruppe verschiedene zahnerhaltende Techniken untersucht und dabei unter anderem eine Komplikationsrate von 19 Prozent nach 3,6 Jahren ermittelt.
Preisverleihung auf Kongress in Berlin
Wie gut lassen sich die genaue Lage und Tiefe von Kronen-Wurzel-Frakturen mit verschiedenen Untersuchungsmethoden feststellen? Welche der hieraus gewonnenen Erkenntnisse sind für die Behandlung wichtig? Um das zu klären, hat Privatdozent Dr. Ralf Krug, Oberarzt und Spezialist für Endodontologie am UKW, die Befunde der Primärdiagnostik noch einmal genauer ausgewertet.
Seine Ergebnisse stellte er 2024 bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie in Hamburg vor. Für die damalige Präsentation erhielt er beim diesjährigen Kongress, der Ende Oktober 2025 in Berlin stattfand, nun den wissenschaftlichen Tagungsbestpreis.
Dr. Krug hat für die Studie 28 Patientinnen und Patienten mit 38 Kronen-Wurzel-Frakturen, überwiegend an Schneidezähnen, untersucht. Bei allen führte er eine gründliche klinische Untersuchung mit Fotos, Röntgenaufnahmen und einer speziellen hochauflösenden digitalen Volumentomografie (DVT) in 3D durch. So konnten Merkmale wie die genaue Bruchlage, die Tiefe der Fraktur, feine Risse sowie zusätzliche Brüche in der Wurzel oder im Kieferknochen beurteilt werden.
3D-Aufnahmen verbessern Primärdiagnostik
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass 3D-Aufnahmen bei der Erstuntersuchung besonders hilfreich sein können, um aus zahnerhaltender Sicht die nötige Tiefe der Fraktur zu beurteilen und eventuelle zusätzliche Wurzelbrüche auszuschließen“, sagt Ralf Krug. Vor einer Therapie sei eine gründliche klinische Inspektion der Frakturfläche unerlässlich, um feinste Risse und Teilfragmente zu erkennen.
Weil bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen altersbedingt keine Zahnimplantate gesetzt werden können, sei es sinnvoll, die geschädigten Zähne vor der Behandlung so zuverlässig wie möglich einzuschätzen: „Unsere Daten zeigen, dass bei präziser Primärdiagnostik in sehr vielen Fällen auch Zähne mit Kronen-Wurzel-Fraktur stabil und langfristig erhalten werden könnten“, so Ralf Krug.
Sein Projekt wurde im Rahmen eines DGR²Z-GC-Grants der deutschen Fachgesellschaft für restaurative und regenerative Zahnerhaltung in Kooperation mit dem Dentalunternehmen GC Germany GmbH gefördert.
Publikationen
Soliman et al. 2020 konnten für die Therapie der adhäsiven Fragmentbefestigung bis zu 56.8 % (25/44) restaurative und 22.7 % (10/44) endodontische Komplikationen feststellen. Das funktionelle Überleben der refixierten Fragmente betrug 66.7 % (26/39) nach ⌀ 9.5 Jahren. Soliman S, Lang LM, Hahn B, Reich S, Schlagenhauf U, Krastl G, Krug R. Long-term outcome of adhesive fragment reattachment in crown-root fractured teeth. Dent Traumatol. 2020 Aug;36(4):417-426. https://doi.org/10.1111/edt.12550
Krug R, Soliman S, Reich S, Winkler A, Hahn B, Krastl G. Parodontaler Status nach Therapie von Zähnen mit Kronen-Wurzel-Fraktur – eine prospektive Beobachtungsstudie. Gemeinsame Jahrestagung DGZ & DGPRO, 13.-15. Juni 2024, Leipzig (Kurzpräsentation, PDF)
Krug R, Soliman S, Connert T, Kroeger AT, Dietrich T, Krastl G. Detektion von Frakturmustern bei Zähnen mit Kronen-Wurzel-Fraktur im Rahmen der Primärversorgung. 13. Jahrestagung DGET, 21.-23. November 2024, Hamburg (Kurzpräsentation, PDF)
