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Comprehensive Cancer Center Mainfranken

Personalisierte Medizin im Fokus

28.12.2022 | UNIVERSITÄTSKLINIKUM
Sie gestalten das Zentrum für Personalisierte Medizin (von links): Dr. Alexander Kerscher, Dr. Diana Haake, Nina Roth, Dr. Markus Krebs, Dr. Katja Maurus, Prof. Andreas Rosenwald, Dr. Silke Appenzeller, Prof. Volker Kunzmann, Prof. Ralf Bargou, Dr. Dr. Elena Gerhard-Hartmann, Dr. Mithun Scheytt.
Sie gestalten das Zentrum für Personalisierte Medizin (von links): Dr. Alexander Kerscher, Dr. Diana Haake, Nina Roth, Dr. Markus Krebs, Dr. Katja Maurus, Prof. Andreas Rosenwald, Dr. Silke Appenzeller, Prof. Volker Kunzmann, Prof. Ralf Bargou, Dr. Dr. Elena Gerhard-Hartmann, Dr. Mithun Scheytt. (Bild: Daniel Peter / Universitätsklinikum Würzburg)

Das Comprehensive Cancer Center Mainfranken am Uniklinikum Würzburg steht für die Zertifizierung seines Zentrums für Personalisierte Medizin in den Startlöchern.

Jeden Montag um 16:30 Uhr tagt im Comprehensive Cancer Center Mainfranken (CCC MF) am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) das Molekulare Tumorboard. Neben Fachleuten aus Onkologie, Pathologie, Humangenetik, Bioinformatik und Molekularbiologie sowie den klinischen Studieneinheiten nehmen auch Medizinerinnen und Mediziner aus verschiedenen Disziplinen teil, die ihre „Fälle“ vorstellen. Das sind Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen, die für die so genannte Personalisierte Medizin in Frage kommen.

„Diese Patientinnen und Patienten haben eine seltene Tumorerkrankung oder in absehbarer Zeit alle Therapien nach der aktuellen Leitlinie durchlaufen. Für sie bietet das Molekulare Tumorboard mit modernster molekularer Diagnostik und der daraus möglicherweise resultierenden gezielten Behandlung eine weitere Therapieoption“, erklärt Dr. Michaela Metz vom CCC MF.

„Wir prüfen zunächst in der Indikationsbesprechung, ob und welches Material sequenziert wird und diskutieren in einer weiteren Sitzung den Befund und die Behandlungsmöglichkeiten. Kann der oder die Betroffene zum Beispiel an einer klinischen Studie teilnehmen oder, falls dieses nicht möglich ist, eine Off-Label-Therapie erhalten, also ein Arzneimittel, das für diese Tumorerkrankung noch nicht zugelassen ist?“

Kooperation mit Einrichtungen in der Region

Um allen Erkrankten, also auch denjenigen, die nicht bereits an ein Krebsspitzenzentrum angebunden sind, deutschlandweit den gleichen niederschwelligen Zugang zur Personalisierten Medizin ermöglichen zu können, arbeitet das Molekulare Tumorboard des CCC Mainfranken eng mit externen Kliniken, Praxen und medizinischen Versorgungszentren der Region zusammen.

„Durch die gute Koordination und Vernetzung konnte der Anteil an externen Patienten auf mittlerweile über 30 Prozent gesteigert werden“, berichtet Nina Roth. Sie koordiniert gemeinsam mit Dr. Diana Haake im CCC MF das bundesweite Projekt „Deutsches Netzwerk für Personalisierte Medizin“ (DNPM), das aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit 21 Millionen Euro gefördert wird. Ziel des Projekts ist es, bundesweit individualisierte Behandlungsansätze gegen Krebs in hoher Qualität zu etablieren.

Abläufe deutschlandweit harmonisieren und standardisieren

Das Molekulare Tumorboard wurde von der interdisziplinären Arbeitsgruppe Präzisionsonkologie, einer gemeinsamen Initiative des UKW und des CCC MF, bereits vor fünf Jahren in Würzburg etabliert. Derartige Boards existieren auch in vielen anderen universitären Krebszentren und Kliniken in Deutschland. Es gibt jedoch regionale Unterschiede bei den Einschlusskriterien, in der Diagnostik, Interpretation und Therapieempfehlung.

Damit deutschlandweit jede Patientin und jeder Patient die gleiche qualitätsgesicherte Behandlung erhält, sollen jetzt an den 21 onkologischen Spitzenzentren nach Vorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) so genannte Zentren für Personalisierte Medizin (ZPM) eingerichtet werden. Vorbild ist Baden-Württemberg, wo sich Tübingen, Heidelberg, Freiburg und Ulm als ZPM-Verbund zusammengeschlossen haben. Unter Federführung des Universitätsklinikums Tübingen soll diese Initiative nun im Projekt „Deutsches Netzwerk für Personalisierte Medizin“ deutschlandweit als neue Versorgungsform ausgerollt werden.

Datenbank fördert wissenschaftliche Zusammenarbeit

In einer Begleitstudie mit 6.000 Patientinnen und Patienten wird im Rahmen des Projekts evaluiert, ob und inwiefern diese von den neuen Standards und Strukturen der ZPM profitieren. Diejenigen, die vor dem Erfüllen der DKG-Zertifizierungskriterien an der Studie teilnehmen, gehören zur Kontrollgruppe, diejenigen, die nach dem Erfüllen der DGK-Zertifizierungskriterien behandelt werden, zur Interventionsgruppe.

Darüber hinaus sollen in verschiedenen Arbeitsgruppen wie etwa in einer Medizininformatik-AG, Diagnostik-AG oder Bioinformatik-AG weitere Verbesserungen der Abläufe erarbeitet werden. Und schließlich ist eine gemeinsame Datenbank geplant, die der Qualitätssicherung dienen und neue Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Personalisierten Medizin liefern soll.

„Bei der Vernetzung geht es vor allem um die wissenschaftliche Zusammenarbeit. Bestimmte Mutationen sind seltene Ereignisse, sodass wir uns für Studien vernetzen müssen, um eine neue Therapie von Patienten mit gleicher Mutation zu prüfen“, schildert Dr. Michaela Metz.

Über das Projekt wird das Personal für Koordination, Dokumentation, IT, Diagnostik sowie die ärztliche Betreuung finanziert. Perspektivisch soll das Konzept bundesweit auf weitere Erkrankungen wie chronisch entzündliche oder neurologische sowie Infektionskrankheiten ausgeweitet werden.

Weblink

Personalisierte Medizin am Comprehensive Cancer Center Mainfranken