Gute Wünsche zum Amtsantritt
Welche Ziele verfolgt die neue Hochschulleitung der Universität Würzburg in den kommenden Jahren? Bei der feierlichen Amtseinführung in der Neubaukirche hat Unipräsident Alfred Forchel seine Pläne der Öffentlichkeit präsentiert.
Die zweite Runde der Exzellenzinitiative, die Umstellung auf Bachelor und Master, die Erweiterung auf das Leighton-Gelände, Gleichstellung, Nachwuchsförderung, das Lehramtsstudium: Viele Aufgaben warten auf die neue Hochschulleitung der Universität Würzburg, die am 1. Oktober offiziell die Arbeit aufgenommen hat. Welche Pläne, welche Vorstellungen er für diese Aufgaben hat, das hat Unipräsident Alfred Forchel bei seiner Amtseinführung in der Neubaukirche den rund 400 anwesenden Gästen erläutert.
Handlungsfeld 1: Die kommende Runde der Exzellenzinitiative
„Die Julius-Maximilians-Universität ist deutschlandweit für ihre Forschungsstärke bekannt, und sie ist auch in verschiedenen Bereichen international führend“, sagte Alfred Forchel. Dennoch – oder auch deshalb – stelle die in 2010 anstehende zweite Runde der Exzellenzinitiative für die Universität „eine zentrale Chance und Herausforderung“ dar. Alle Mitglieder der Universität müssten sich mit voller Kraft dafür einsetzen, „beim nächsten Mal besser abzuschneiden als bei der ersten Runde“. Ohne deutliche Erfolge in dieser Runde werde es die Uni sehr schwer haben, ihre Forschungsstärke zu bewahren.
Forschungsexzellenz soll aber nicht auf Kosten anderer Aufgaben der Universität erreicht werden. „Exzellenz in der Lehre hat für die neue Hochschulleitung den gleichen Stellenwert wie Exzellenz in der Forschung“, sagte Forchel, forderte aber zugleich, dass sich diese Exzellenz ebenfalls „durch besondere Erfolge dokumentieren“ müsse.
Handlungsfeld 2: Bachelor und Master
Die Einführung von Bachelor- und Master-Studiengängen ist an vielen deutschen Hochschulen zum großen Teil erfolgt – so auch an der Universität Würzburg. Dabei habe sich jedoch gezeigt, dass in einigen Bereichen „eine Reihe von Nachsteuerungen und Nachbesserungen“ erforderlich sind, so Forchel. Als Beispiele nannte er den Prüfungsstress, international inkompatible Notenskalen, den teilweise starken Rückgang im internationalen Austausch sowie die mangelnde Akzeptanz des Bachelor-Abschlusses in der Wirtschaft.
Für Abhilfe soll ein „Zentrum zur Optimierung des Lehrens und des Lernens“ – so jedenfalls der bisherige Arbeitstitel – sorgen, dessen Einrichtung die neue Hochschulleitung plant. Dieses Zentrum soll Studierenden und Professoren eine klare Einführung in die Anforderungen sowie in die Gestaltungsmöglichkeiten der neuen Studiengänge geben. Durch Kontakte zu entsprechenden Stellen im Ausland, wo schon sehr viel länger Erfahrungen mit Bachelor und Master existieren, soll die Universität Würzburg von deren Wissen profitieren. „Ziel ist es, für die Bachelor- und Master- Studiengänge die gleiche Akzeptanz bei Studierenden und Lehrenden zu erreichen wie für die bisherigen Diplom- und Magisterstudiengänge“, so Forchel.
Handlungsfeld 3: Die Leighton-Erweiterung
„Das frühere Leighton-Gelände bietet eine historische Chance für den weiteren Ausbau der Universität“, so Alfred Forchel. Dort könnten große Teile der Universität, die bislang auf eine Vielzahl von Standorten verteilt sind, auf einem Campus zusammengeführt werden – wenn die entsprechenden Mittel dafür bereitstehen.
Ein geisteswissenschaftliches Zentrum soll die räumliche Zersplitterung der Geisteswissenschaften beenden; für die Lehrerausbildung entstehen neue Möglichkeiten, beispielsweise im Rahmen des sogenannten MIND-Centers zur Verbesserung der praxisnahen Ausbildung in der Mathematik und den naturwissenschaftlichen Fächern. Darüber hinaus biete das neue Gelände Flächen für die Ansiedlung von High-Tech-Betrieben und von außeruniversitären Forschungsinstituten, von denen es bislang im Umfeld der Universität viel zu wenige gebe, so Forchel.
Weitere Schwerpunkte
Zwei Leitlinien will die neue Hochschulleitung in ihrer Amtszeit verfolgen: Der quantitative Ausbau der kommenden Jahre soll unter der Berücksichtigung von Qualitätsgesichtspunkten erfolgen. „Wir wollen die Qualität in der Lehre, Forschung und Verwaltung fördern und weiterentwickeln“, sagte Forchel. Und: Fakultäten und Verwaltung sollen ein einheitliches Verständnis entwickeln und sich gegenseitig unterstützen. „Die einzelnen Aufgaben mögen unterschiedlich sein, das Gesamtziel ist dasselbe: Die Alma Julia in guten wie in schwierigen Zeiten optimal zu positionieren“, so der Unipräsident.
Weitere Pläne der neuen Hochschulleitung sind: Eine gute Kommunikationskultur zwischen Studierenden, Mitarbeitern und Professoren und der Hochschulleitung etablieren. Eine optimierte Berufungspolitik entwickeln. Die Lehrerbildung stärken und gleichberechtigt mit den Fachwissenschaften behandeln. Die Umsetzung der Gleichstellung konsequent weiterführen. Den wissenschaftlichen Nachwuchs gezielt fördern. Und die Verbindungen und den Austausch mit der Politik auf allen Ebenen intensivieren ebenso wie die mit der Stadt, mit Verbänden und mit den Kirchen.
Gratulation und viele gute Wünsche
Dass die bayerische Staatsregierung die neue Hochschulleitung unterstützen werde: Dies versicherte Ministerialdirektor Dr. Friedrich Wilhelm Rothenpieler, der in Vertretung von Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch die Festrede hielt. (Heubisch war sehr kurzfristig zu Koalitionsgesprächen nach Berlin gereist). Rothenpieler stellte der Universität Würzburg ein hervorragendes Zeugnis aus: „Die Universität ist lebendig und kann große Erfolge in Forschung, Lehre und Wissenstransfer verzeichnen.“ Damit dies auch in Zukunft so bleibt, wünschte Rothenpieler dem neuen Unipräsidenten „Kraft, Ausdauer und Entschlossenheit. Aber auch Fingergefühl und Takt“.
Weitere Glückwünsche überbrachten Karl-Dieter Grüske, Vorsitzender der Universität Bayern e.V., Georg Rosenthal, Oberbürgermeister der Stadt Würzburg, Paul-Werner Scheele, früherer Bischof der Diözese Würzburg, Dekan Günter Breitenbach sowie der Geschäftsführer des Universitätsbundes.
Viel Zeit, um die anstehenden „großen Herausforderungen und Aufgaben“ zu bewältigen, wünschte der Vorsitzende des Hochschulrats Michael Klett der neuen Hochschulleitung. Sein persönlicher Wunsch lautete: „Herr Forchel, machen Sie es gut. Wir stehen jedenfalls hinter Ihnen.“
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt in der Neubaukirche von Mitgliedern des Akademischen Orchesters der Universität Würzburg mit drei Divertimenti von Wolfgang Amadé Mozart.