Ein Herz für Nano-Systeme
Die gute Stimmung bei der Fußball-WM hat vor allem unter Ausländern viele Sympathien für Deutschland geweckt. Das war auch bei der Physikerin Ewelina Hankiewicz so, die im Sommer 2006 für einige Wochen an der Uni Würzburg forschte: „Die tolle Atmosphäre, auch an der Universität, und die vielen netten Leute – hierher würde ich gerne zurückkommen“, dachte sich die 33-Jährige damals. Jetzt ist sie wieder da: als erste Juniorprofessorin der Uni.
Natürlich hatte die junge Wissenschaftlerin auch gewichtigere Gründe für ihren Wechsel von New York City nach Unterfranken. Ausschlaggebend seien der „hervorragende Ruf der Würzburger Physik und deren starke experimentelle und theoretische Arbeitsgruppen“ gewesen. Seit 1. August leitet die gebürtige Polin eine unabhängige Nachwuchsgruppe an der Fakultät für Physik und Astronomie – als einzige Professorin unter lauter Männern. Viele der Würzburger Kollegen sind ihr aus Kooperationen vertraut, vor allem Laurens Molenkamp, Werner Hanke und Björn Trauzettel. „Aber die anderen kenne ich auch“, sagt sie.
Die Physikerin arbeitet auf Gebieten, die das Forschungsprofil der Würzburger Fakultät bestens ergänzen und beispielsweise Fortschritte für die Weiterentwicklung von Computern und Halbleiter-Bauelementen versprechen. Unter anderem schlägt ihr Herz für den Spin- und Ladungstransport in Nano-Systemen, für die Eigenschaften magnetischer Halbleiter oder für so genannte supramolekulare Nanomagneten. Ihre Arbeitsgruppe soll sowohl mit experimentell als auch mit theoretisch ausgerichteten Würzburger Lehrstühlen kooperieren.
In der Lehre wird Ewelina Hankiewicz zuerst Spezialveranstaltungen in englischer Sprache für Studierende in höheren Semestern anbieten. Sie beherrscht schon einige deutsche Redewendungen und will bald einen Deutschkurs belegen, damit sie die Studierenden künftig auch in deren Muttersprache unterrichten kann. Wobei ihrer Ansicht nach die Vorlesungen in englischer Sprache einen Vorteil haben: Die Studierenden werden damit auf die Internationalität der Forschung vorbereitet. An der Mathematikausbildung der angehenden Physiker und Nanostrukturtechniker wirkt die Juniorprofessorin ebenfalls mit. Ihre Kollegen aus der Theoretischen Physik tun das schon seit Jahren, damit die Physikstudierenden einen Mathematik-Unterricht bekommen, der auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Ewelina Hankiewicz wurde 1975 in Gdynia in Polen geboren. Sie studierte und promovierte an der Universität Danzig und der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Danach ging sie in die USA, wo sie fast sieben Jahre lang blieb. Als Postdoc forschte sie an der University of Iowa, an der Texas A&M University und an der University of Missouri-Columbia. Im August 2007 wurde sie dann Assistant Professor an der Fordham University in New York – eine Position, die der jetzigen Juniorprofessur sehr ähnlich ist, wie sie sagt.
Ob sie sich in der Kleinstadt Würzburg sehr nach der Metropole New York sehnen wird? „Ja, schon, aber ich habe ja nach wie vor viele gute Kooperationen in den USA und werde darum auch immer wieder dorthin reisen“, sagt Ewelina Hankiewicz. Lange muss sie darauf nicht warten: Bereits im kommenden Herbst nimmt sie an einem wissenschaftlichen Workshop in die USA teil.