AC/DC High Voltage Chemistry
Mit hochspannenden Forschungsergebnissen wie der supramolekularen Organokatalyse bei 500 V beeindruckte der diesjährige Preisträger, Stefan Matile, sein Auditorium im Rahmen der Siegfried-Hünig-Vorlesung 2025.
Ob Stefan Matile gerne australische Hardrock-Musik hört, hat ihn zwar keiner der Anwesenden gefragt. Aber er erklärte auf Nachfrage zum Thema AC/DC, dass sowohl Wechselstrom (AC) als auch Gleichstrom (DC) gleichermaßen geeignet sind, um eine beindruckende Steigerung der katalytischen Aktivität zu erreichen, wenn Anion-π-Katalysatoren einem starken externen elektrischen Feld ausgesetzt werden. Die angelegte Spannung beträgt dabei bis zu 500 V. Ein im Vergleich zu klassischen elektrochemischen Experimenten erstaunlich hoher Wert, der nur durch cleveres Design des Experiments mit Hilfe einer Microfluidzelle möglich ist.
Vielfältige Forschung als verbindendes Element
Als Prof. Matile gegen Ende seines sehr inspirierenden Vortrags diese neusten und teils noch nicht publizierten Ergebnisse präsentierte, hatte er entsprechend dem Vortragstitel „Translational Supramolecular Chemistry: From Catalysis to Bioimaging and Cell Penetration“ schon einen weiten Bogen gespannt und konnte dabei mehrere seiner Forschungsgebiete doch nur mit wenigen Worten erwähnen. Diese enorme Breite der Forschung beeindruckte sicherlich jeden im gut besuchten Hörsaal B, auch wenn dies nicht völlig überraschend kam. Schon im Grußwort hatte der Gastgeber, Prof. Frank Würthner, betont, wie viele verschiedene Berührungspunkte es gibt zwischen der Forschung von Stefan Matile und der ebenfalls sehr vielfältigen Forschung des Namensgebers der Vorlesung, Siegfried Hünig.
Der Preisträger
Stefan Matile ist seit 1999 Professor am Department für Organische Chemie der Universität Genf, nach Stationen an der Universität Zürich, an der Columbia University in New York und an der Georgetown University in Washington DC. In Genf etablierte er ein Forschungsgebiet an der Schnittstelle von synthetischer organischer, biologischer und supramolekularer Chemie mit bahnbrechenden Beiträgen in der translationalen supramolekularen Chemie, darunter synthetische Ionenkanäle, künstliche Photosynthese, Anionen-π-Wechselwirkung, Anionen-π- und Sigma-Loch-Katalyse und die Entwicklung mechanosensitiver Fluoreszenzsonden.
Die Siegfried-Hünig-Vorlesung
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Hünig, Jahrgang 1921, war ein visionärer Chemiker, nach dem nicht nur die weltweit bekannte Hünig-Base benannt wurde, sondern der auf mehreren Themengebieten der physikalisch-organischen Chemie wichtige erste Impulse setzte und überdies als leidenschaftlicher Hochschullehrer und Institutsdirektor prägend war für die Entwicklung der chemischen Institute in Würzburg in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er verstarb im Jahr 2021 wenige Tage vor seinem 100. Geburtstag und vor der Aufnahme in die Rubrik „Heroes of Chemistry“ der Zeitschrift Angewandte Chemie.
Zu seinen Ehren wurde bereits zu seinen Lebzeiten im Jahr 2011 die Siegfried-Hünig-Vorlesung ins Leben gerufen. Im Rahmen dieser Namensvorlesung wird einmal jährlich eine international herausragende Forschungspersönlichkeit zum Vortrag nach Würzburg eingeladen.
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Die Siegfried-Hünig-Vorlesung: Informationen und Chronologie