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Lehrstuhl für klinische Epidemiologie und Biometrie

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Schlaganfall: Hohe Sterblichkeitsrate und Wiederholungsgefahr

09.09.2020

Nach einem Schlaganfall variieren die Überlebenschancen und das Risiko eines zweiten Anfalls innerhalb der folgenden Jahre stark – je nach Auslöser. Das haben Forscherinnen und Forscher der Universität Würzburg und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in einer gemeinsamen Studie herausgefunden. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Stroke veröffentlicht.

Der Schlaganfall ist in Deutschland nach Herz- und Krebserkrankungen die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen im Erwachsenenalter. Rund 200.000 Männer und Frauen sind jährlich davon neu betroffen, etwa 66.000 erleiden zum wiederholten Mal einen Schlaganfall. Die häufigste Form ist der sogenannte ischämische Schlaganfall: ein Hirninfarkt, der durch eine Minderdurchblutung des Gehirns ausgelöst wird, häufig verursacht durch ein Blutgerinnsel

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Würzburg und Erlangen haben jetzt neue Erkenntnisse über die Sterblichkeit und die Wiederholungsraten nach einem ischämischen Schlaganfall gewonnen. Sie haben dafür Krankheitsverläufe über einen Zeitraum von 20 Jahren hinweg verfolgt. Auf Würzburger Seite daran beteiligt waren Professor Peter U. Heuschmann, Leiter des Instituts für klinische Epidemiologie und Biometrie, und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Viktoria Rücker. Sie haben sich auf die statistische Auswertung der Daten konzentriert. In der international renommierten Fachzeitschrift Stroke hat das Forscher-Team die Ergebnisse seiner Studie veröffentlicht.

Fast jeder Zweite stirbt innerhalb von fünf Jahren

In der aktuellen Studie zeigten sich hohe Raten sowohl für die Sterblichkeit als auch die Wiederholungsfälle: Fast jeder zweite Patient bzw. jede zweite Patientin stirbt innerhalb von fünf Jahren nach dem ersten Schlaganfall. Jeder fünfte bzw. jede fünfte erleidet einen erneuten Schlaganfall innerhalb von fünf Jahren. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, zu sterben, mit 49,6 Prozent bei Frauen etwas höher als bei Männern (41,8 Prozent). 

Das Langzeitüberleben und die Wiederholungsrate unterschieden sich jedoch erheblich je nach Ursache des ersten Schlaganfalls: So haben Patientinnen und Patienten, deren Schlaganfall durch den Verschluss kleiner Arterien ausgelöst wurde, die höchste Überlebenswahrscheinlichkeit nach fünf Jahren. Dagegen liegt diese Rate bei Patientinnen und Patienten mit einem sogenannten kardioembolischen Schlaganfall, der unter anderem durch Vorhofflimmern verursacht werden kann, am niedrigsten. 

Die Gefahr, innerhalb von fünf Jahren einen erneuten Schlaganfall zu erleiden, war bei Verengungen der kleinen Hirngefäße (Mikroangiopathie) und bei Ablagerungen der großen hirnversorgenden Gefäße (Makroangiopathie) besonders gering.

Überlebenswahrscheinlichkeit ist gestiegen

Was die Zahlen auch zeigen: In den vergangenen Jahrzehnten hat sich in Erlangen die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einem ischämischen Schlaganfall deutlich verbessert – und zwar über alle Schlaganfall-Subtypen hinweg. Dies steht im Einklang mit der bundesweiten Entwicklung. Mögliche Erklärungen sind Verbesserungen bei den Behandlungsmöglichkeiten und im Umgang mit der Erkrankung, etwa die Einrichtung von sogenannten Stroke Units, also Schlaganfallspezialstationen.

Für ihre Studie haben die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten von 3.346 Patientinnen und Patienten aus dem Zeitraum von 1996 bis 2015 verwendet. Diese stammen aus dem Erlanger Schlaganfall-Register (ESPRO). Dort werden alle Schlaganfälle registriert, die innerhalb der Stadt Erlangen diagnostiziert werden. Die jeweiligen Krankheitsverläufe werden vom ersten Tag der Erkrankung an detailliert erfasst und in regelmäßigen Abständen bis zum Lebensende weiterverfolgt – inklusive Risikofaktoren, erneuten Schlaganfällen und Spätfolgen.

Weitere Informationen

Weitere Informationen finden Sie in Artikeln von BR.deT-Online.de, der Fachpresse-Mitteilung oder in der Originalpublikation:

Rücker V, Heuschmann PU, O’Flaherty M, Weingärtner M, Hess M, Sedlak C, Schwab S, Kolominsky-Rabas PL (2020).
Twenty-Year Time Trends in Long-Term Case-Fatality and Recurrence Rates After Ischemic Stroke Stratified by Etiology. 
Stroke. 2020;51(9):2778-2785. DOI:10.1161/STROKEAHA.120.029972

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