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Studierende üben mit Schauspielern

06/28/2011 |

Wie kommuniziert man als Arzt kompetent mit seinen Patienten? Das können Studierende der Medizin an der Uni Würzburg seit 2007 bei Rollenspielen mit Schauspielern üben. Für den Aufbau dieses Programms wurden die Wissenschaftlerinnen Birgitt van Oorschot und Silke Neuderth jetzt ausgezeichnet: mit dem Albert-Kölliker-Lehrpreis der Medizinischen Fakultät.

Im Gespräch mit Patienten den Krankheitsbefund erheben. Ihnen die Diagnose mitteilen, sie zu einem gesundheitsbewussteren Verhalten motivieren. Einem früheren Krebspatienten klar machen, dass sein Tumor wieder da ist. Aufklären, trösten, Mut machen. Im Umgang mit Kranken warten auf Ärzte viele Herausforderungen, die sie im theoretischen Unterricht nicht lernen können – wohl aber in Rollenspielen mit Schauspielern.

Ein entsprechendes Programm haben die Palliativmedizinerin Birgitt van Oorschot und die Psychologin Silke Neuderth seit 2007 an der Universität Würzburg aufgebaut. Sie wollten es den Studierenden ermöglichen, im Verlauf des Studiums kommunikative Kompetenzen zu trainieren, die im „Ernstfall ärztlicher Alltag“ hilfreich sind. Das Programm ist interdisziplinär, seine Inhalte bauen von der Vorklinik bis in die höheren Semester systematisch aufeinander auf, die Evaluationsergebnisse fließen immer wieder in die Weiterentwicklung des Programms ein.

Schauspieler stehen voll hinter dem Projekt

Mittlerweile wirken an dem Programm 21 Schauspieler im Alter von 25 bis über 70 Jahren mit. Sie sind auf rund 20 Rollen trainiert und „stehen voll hinter dem Projekt, weil sie es für sinnvoll halten“, so die Preisträgerinnen. Das Urteil der Schauspieler über die Medizinstudierenden falle im Übrigen sehr häufig positiv aus. Es lautet: „Sie wissen und können zumeist mehr, als sie denken!“

Studierende schätzen Authentizität

Bei den Studierenden kommt das Programm ebenfalls gut an, wie die Evaluationen zeigen. Die angehenden Mediziner schätzen die Authentizität der Schauspieler und das Feedback, das sie von ihnen bekommen. „Man musste über seinen Schatten springen, und ich glaube, das bringt einen immer weiter“ oder „Die Videoaufzeichnungen sind super – dadurch kann man sich selbst in der Situation des Arztes erleben“: Diese Aussagen stammen von Studierenden, die die Kurse absolviert haben.

Lehrpreis bei Examensfeier überreicht

Den mit 10.000 Euro dotierten Albert-Kölliker-Lehrpreis bekamen Birgitt van Oorschot und Silke Neuderth bei der Examensfeier der Medizinischen Fakultät am 25. Juni in der Neubaukirche überreicht.

„Sie waren übrigens der erste Jahrgang, der mit unseren Rollenspielen zum Überbringen schlechter Nachrichten konfrontiert wurde“, so die Preisträgerinnen in ihrer Festrede bei der Examensfeier. „Ihren Rückmeldungen und Anregungen ist es auch zu verdanken, dass das Schauspielpatientenprogramm bis heute läuft und ausgebaut werden konnte.“

Den Absolventen gaben Birgitt van Oorschot und Silke Neuderth zum Abschluss folgenden Rat: „Sehen Sie alle Patienten – auch die, die es Ihnen nicht einfach machen – als Ihre Lehrmeister. Und gehen Sie mit offenen Augen und Ohren weiter Ihren Weg als wissenschaftlich und praktisch kompetente Ärztinnen und Ärzte.“