Statement zum Fairen PJ
Pressemitteilung der Fachschaftsinitiative Medizin Würzburg e.V. zum Aktionstag Faires PJ
Das Praktische Jahr (PJ) ist das letzte Jahr des Medizinstudiums und soll
nach zehn theoriebetonten Semestern auf den praktischen Berufsalltag
vorbereiten. Jedoch sind die Bedingungen im praktischen Jahr in einigen
grundlegenden Punkten verbesserungswürdig. So werden Studierende
nicht nur unzureichend angeleitet und unterrichtet, auch besteht keine
Möglichkeit sich offiziell krankzumelden. Hinzu kommt, dass viele
Studierende für ihre Vollzeittätigkeit im Praktischen Jahr gar keine oder
eine derart geringe Aufwandsentschädigung erhalten, dass sie nicht
einmal ihre Miete bezahlen können. Diese enorme Belastung vieler
motivierter Studierender kann Patient*innen gefährden und die
Gesundheit der zukünftigen Ärzt*innen erheblich beeinträchtigen. So
leiden ca. 20 – 35 % der Studierenden im Praktischen Jahr an Burn-Out.
Eine gute Vorbereitung auf den Berufsalltag darf kein Privileg sein und
erst recht keine Zeit, die geprägt ist von existentiellen Sorgen, in welcher
man unter anderem nicht einmal die Zeit hat, krank zu sein.
Selbst die motiviertesten Studierenden brauchen – zusätzlich zu ihrem
Engagement – geeignete Rahmenbedingungen, um die Ärzt*innen zu
werden, die das Gesundheitssystem braucht!
Dafür fordern wir:
1. Das Recht, sich krankzumelden durch die Trennung von
Krankheits- und Fehltagen in der Approbationsordnung, der
Verordnung, die die Rahmenbedingungen des Medizinstudiums
bestimmt. Aktuell werden im gesamten PJ 30 Fehltage vorgegeben,
die Krankheits-, Urlaubs- und Lerntage für das 3. Staatsexamen
umfassen.
2. Eine qualitativ hochwertige Ausbildung! Mentoring, Betreuung und
Lehrveranstaltungen, wie in den Entwürfen der
Approbationsordnung vorgesehen, müssen zeitnah
umgesetzt werden. Eine einheitliche bundesweite Regelung um
alle PJler*innen nach dem PJ mit dem gleichen Kompetenzniveau
auf die Berufswelt vorzubereiten ist hierbei unerlässlich. Die
Umsetzung der Kompetenzen sollte hierfür einheitlich festgelegt
werden. Aktuell wird die gewünschte standardisierte Lehre nicht
einmal einheitlich innerhalb der verschiedenen Abteilungen des
Uni-Klinikums Würzburg gelebt.
3. Viele PJ-Studierende können von der Vollzeittätigkeit im
Krankenhaus nicht leben. Es ist unerlässlich, dass den
Studierenden eine für Grundbedürfnisse ausreichende
Aufwandsentschädigung gewährt wird. Daher fordern wir eine
bundesweite Aufwandsentschädigung mindestens in Höhe des
BAföG-Höchstsatzes. Aktuell beträgt die Aufwandsentschädigung
am Uni-Klinikum Würzburg 500€, dabei sind 100€ für Essensgeld
enthalten. Hiervon ist allein ein WG-Zimmer kaum zu bezahlen.
4. Einen Mindestabstand von vier Wochen zwischen dem Ende
des Praktischen Jahres und dem dritten Staatsexamen, der
Abschlussprüfung des Medizinstudiums, denn auf das
Staatsexamen vorbereiten geht nicht zwischen Tür und Angel!
Dieser Mindestabstand ist in Würzburg bereits heute gelebter
Alltag, allerdings ist es an manchen deutschen Kliniken und
Universitäten noch Wunschdenken.
Aus diesem Grund werden sich am 19.07. auch die Würzburger
Medizinstudierenden versammeln um am bundesweiten Aktionstag der
bvmd teilzunehmen und für bundesweit einheitliche faire Bedingungen
im PJ zu demonstrieren.
Jeder, der sich mit unserem Standpunkt identifizieren kann und unsere
Ziele unterstützen möchte, ist herzlich eingeladen, sich um 12 Uhr am
Parkplatz des Wohnheims Straubmühlweg (Straubmühlweg 11)
einzufinden und mit dem Demonstrationszug zum Gebäude des
ZIM/ZOM (Zentrum Innere Medizin/Zentrum Operative Medizin) zu
laufen und bis ca. 13.30 an der Demonstration sowie der
anschließenden Verkündung teilzunehmen.
Zudem hat jede*r Leser*in die Möglichkeit, ganz einfach von zuhause
unsere Ziele durch Unterzeichnen der Petition der bvmd für ein faires PJ
zu unterstützen.
https://www.openpetition.de/petition/online/ausbildung-statt-
ausbeutung-endlich-ein-fairespj-im-medizinstudium
Durch ein Unterzeichnen der Petition bekommen wir die Möglichkeit,
uns auch in der Politik für unsere Ziele einzusetzen.
Wir hoffen auf tatkräftige Unterstützung, denn die PJler*innen von heute
sind Ihre Ärzt*innen von morgen!